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Brigitte Kaissling, emeritierte Professorin für Vegetative Anatomie, hat wichtige Arbeiten zur Funktionsweise der Niere veröffentlicht und viel zum Verständnis dieses lebensnotwendigen Organs beigetragen.
Beim Betrachten von Gewebeschnitten hatte Brigitte Kaissling stets den Eindruck, tief in eine ganz eigene Welt einzutauchen. Die Forscherin gehört zu den Pionierinnen der Nierenforschung.
«Das Grundprinzip meiner Arbeit war es, Zellen bei der Arbeit zuzuschauen», erklärt Kaissling. Wenn man erst einmal die funktionelle Bedeutung der Strukturen erkenne, könne man in einem Gewebeschnitt wie in einem Buch lesen und die Interaktionen zwischen den einzelnen Baueinheiten der Niere verstehen.
Auf Beginn des Wintersemesters 1989/90 wurde Brigitte Kaissling ausserordentliche Professorin und damit Nachfolgerin von Professor Karl Theiler auf dem Lehrstuhl Vegetative Anatomie an der Universität Zürich. Ihre Antrittsvorlesung hielt sie zum Thema: «Funktionelle Morphologie des distalen Tubulus der Niere.»
Als Brigitte Kaissling berufen wurde, war sie zwar nicht die erste, aber zu diesem Zeitpunkt, die einzige Frau in der Fakultät. In den Fakultätsversammlungen wirkte die sportliche junge Frau in Jeans ein wenig wie eine Exotin unter den gesetzten männlichen Kollegen. Sie habe sich jedes Mal erschrocken, wenn es bei Ansprachen hiess: «Liebe Frau Kaissling, liebe Kollegen».
In der Forschung nutzte sie die enge Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern der Physiologie. Ihre zahlreichen Veröffentlichungen waren vor allem der funktionellen Morphologie der Niere gewidmet. In diesen Arbeiten untersuchte sie die Zusammenhänge zwischen der Struktur einzelner Baueinheiten der Niere und deren Funktion.
Kaissling konnte zeigen, dass strukturelle Veränderungen jeweils ganz bestimmte Veränderungen der Transportfunktion der Zellen widerspiegeln. Auf diese Weise war es möglich, mehr Einblick in die komplexen Regulationsmechanismen der zellulären Transportfunktionen zu gewinnen und Fehlfunktionen genauer zu verstehen.
Die an Epithelien der Harnkanälchen durchgeführten Untersuchungen hatten Modellcharakter und konnten in gewissem Masse auf Zellen anderer Organe wie Darmzellen, Magenzellen oder Drüsenzellen übertragen werden.
Auszug aus dem Porträt von Marita Fuchs, Kommunikation UZH. In der Teaserbox können Sie den ungekürzten Text als PDF herunterladen.