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«Ich war immer antiautoritär eingestellt, und als Professorin suchte ich ein kollegiales Verhältnis zu meinen Studierenden».
Karen Ebert erkundete auf abenteuerlichen Forschungsreisen kleine Sprachen in Afrika und Südasien. Ihr Beruf führte sie in den südlichen Tschad, in die Täler des Himalajas und in südindische Bauerndörfer. Heute beschäftigt sie vor allem die nordfriesische Sprache Fering, die in ihrer Heimat, der Nordseeinsel Föhr, gesprochen wird.
Die Linguistin war 26 Jahre alt, hatte ihre Doktorarbeit eben hinter sich und sass gerade an einem computerlinguistischen Projekt an der Universität Bonn, als sie einen Anruf ihres Doktorvaters erhielt. Er fragte rundheraus: «Willst du nicht in den Tschad?» Karen Ebert fackelte nicht lange. Von Abenteuerlust gepackt, sagte sie sofort zu. Der Forschungsauftrag war eine systematische Bestandsaufnahme einer bisher unerforschten Sprache – jener der Kera, einem kleinen Volk im südlichen Tschad. Für Karen Ebert war es eine Reise ins Unbekannte. Wie man am besten dabei vorgeht, ein komplett unerforschtes Idiom zu erschliessen, stand damals in keinem Handbuch. «Man musste von Situation zu Situation improvisieren.»
Die Minderheitsposition als Professorin in einem eher männlich geprägten Umfeld war für die Norddeutsche nie ein Problem. «Ich hatte in meiner akademischen Laufbahn nie das Gefühl, geringere Chancen als ein Mann zu haben: nicht als Studentin, nicht als Assistentin und nicht als Professorin», beteuert sie. Sie habe die Universität immer als ausgesprochen frauenfreundliches Milieu wahrgenommen. Als Kind hingegen, auf dem elterlichen Bauernhof, da habe sie sehr wohl mitbekommen, was Frauendiskriminierung sei. «So wie meine Mutter, die sich von meinem Stiefvater total unterdrücken liess, wollte ich nie werden.»
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